Fahrzeughistorie prüfen: Welche Datenbanken sind wichtig?

Von Unfallschäden bis zu ausstehenden Finanzierungen - erfahren Sie, welche Datenbanken Sie vor dem Autokauf unbedingt prüfen sollten und wie Sie dabei vorgehen.

Warum die Fahrzeughistorie so wichtig ist

Die Vergangenheit eines Gebrauchtwagens kann über dessen Zukunft entscheiden. Ein Fahrzeug mit versteckten Problemen in der Historie kann sich als kostspieliger Fehlkauf erweisen. Moderne Datenbanken ermöglichen es heute, einen tiefen Blick in die Vergangenheit eines Fahrzeugs zu werfen - von Unfallschäden über Diebstahlmeldungen bis hin zu finanziellen Belastungen.

Studien zeigen, dass etwa 25% aller in Deutschland gehandelten Gebrauchtwagen eine problematische Historie aufweisen. Diese reicht von kleineren Blechschäden bis hin zu schweren Unfällen, die nie ordnungsgemäß repariert wurden. Eine gründliche Datenbankprüfung kann Sie vor diesen versteckten Risiken schützen.

Die wichtigsten deutschen Datenbanken im Überblick

1. Zentralregister für Fahrzeugschäden (HIS)

Das HIS (Huk-Verband Informationssystem) ist die wichtigste Datenbank für Unfallschäden in Deutschland. Hier sind Schäden ab 2.500 Euro Reparaturkosten oder bei Totalschäden gespeichert.

  • Erfasste Daten: Unfallschäden, Hagelschäden, Vandalismus, Brandschäden
  • Zeitraum: Seit 2008 vollständig, teilweise ältere Daten
  • Abfragbarkeit: Nur für berechtigte Personen (Versicherer, Sachverständige)
  • Kosten: Ca. 10-15 Euro pro Abfrage

2. Nationale Fahrzeugdatenbank (KBA)

Das Kraftfahrt-Bundesamt führt die zentrale Fahrzeugdatenbank mit allen Zulassungsinformationen.

  • Erfasste Daten: Zulassungshistorie, Halteränderungen, Stilllegungen
  • Besonderheiten: Häufige Halterwechsel können auf Probleme hindeuten
  • Abfragbarkeit: Eingeschränkt, meist über Fahrzeugbrief einsehbar

3. Europäisches Diebstahlregister

Diese Datenbank erfasst gestohlene Fahrzeuge europaweit und wird regelmäßig aktualisiert.

  • Erfasste Daten: Diebstahlmeldungen, Fahndungsausschreibungen
  • Wichtigkeit: Schutz vor dem Kauf gestohlener Fahrzeuge
  • Abfragbarkeit: Über spezialisierte Dienstleister

4. Rückrufaktionen und Sicherheitsmängel

Das KBA führt auch eine Datenbank über Rückrufaktionen und Sicherheitsmängel.

  • Erfasste Daten: Herstellerrückrufe, Sicherheitswarnungen
  • Nutzen: Prüfung, ob notwendige Reparaturen durchgeführt wurden
  • Zugänglichkeit: Öffentlich einsehbar auf KBA-Website

5. Leasingdatenbank

Informationen über Leasingverträge und Finanzierungen werden in verschiedenen Datenbanken gespeichert.

  • Erfasste Daten: Laufende Leasingverträge, Finanzierungen
  • Risiko: Fahrzeug könnte noch belastet sein
  • Prüfung: Über Schufa oder spezialisierte Anbieter

Internationale Datenbanken für Importfahrzeuge

Fahrzeuge aus den Niederlanden

Die Niederlande sind ein wichtiger Gebrauchtwagenmarkt für Deutschland. Hier sind besonders wichtig:

  • WAM (Waterschade Auto's): Wasserschadendatenbank
  • BKR: Finanzierungsdatenbank
  • VIN-Check Nederland: Allgemeine Fahrzeughistorie

Fahrzeuge aus anderen EU-Ländern

  • Carfax Europe: Internationale Schadensdatenbank
  • EurotaxGlass: Bewertungs- und Schadensdatenbank
  • Nationale Systeme: Je nach Herkunftsland spezifische Datenbanken

So gehen Sie bei der Prüfung vor

Schritt 1: Fahrzeugidentifizierung

Für eine vollständige Prüfung benötigen Sie:

  • Fahrgestellnummer (VIN): 17-stellige Nummer, meist im Motorraum
  • Kennzeichen: Aktuelles und vorherige Kennzeichen
  • Erstzulassung: Datum der ersten Zulassung
  • Fahrzeugdaten: Marke, Modell, Motorisierung

Schritt 2: Systematische Datenbankabfrage

  1. Diebstahlprüfung: Erste und wichtigste Prüfung
  2. Schadensdatenbank: HIS-Abfrage für deutsche Fahrzeuge
  3. Rückrufprüfung: KBA-Datenbank konsultieren
  4. Finanzierungsprüfung: Schufa oder spezialisierte Anbieter
  5. Internationale Prüfung: Bei Importfahrzeugen zusätzliche Datenbanken

Schritt 3: Bewertung der Ergebnisse

Die gefundenen Informationen müssen richtig interpretiert werden:

  • Kleinere Schäden: Bis 5.000 Euro meist unkritisch
  • Mittlere Schäden: 5.000-15.000 Euro genauer prüfen
  • Schwere Schäden: Über 15.000 Euro oder Totalschaden kritisch bewerten
  • Häufige Schäden: Mehrere Einträge können auf Problemfahrzeug hindeuten

Warnsignale in der Fahrzeughistorie

Kritische Befunde

  • Totalschaden: Fahrzeug war wirtschaftlicher Totalschaden
  • Wasserschaden: Besonders bei Fahrzeugen aus Überschwemmungsgebieten
  • Brandschaden: Kann zu langfristigen Problemen führen
  • Häufige Halterwechsel: Mehr als ein Halter pro Jahr
  • Laufende Finanzierung: Fahrzeug ist noch belastet
  • Ungeklärte Lücken: Fehlende Informationen über längere Zeiträume

Verdächtige Muster

  • Export-Reimport: Fahrzeug war im Ausland und kam zurück
  • Kurze Haltedauern: Mehrere Besitzer in kurzer Zeit
  • Geographische Sprünge: Fahrzeug wechselte häufig die Region
  • Stilllegungsperioden: Längere Zeiten ohne Zulassung

Kosten der Datenbankprüfung

Die Kosten für eine umfassende Datenbankprüfung variieren je nach Umfang:

  • Basis-Check: 30-50 Euro (Diebstahl + HIS)
  • Standard-Prüfung: 80-120 Euro (alle deutschen Datenbanken)
  • Premium-Check: 150-250 Euro (inkl. internationale Datenbanken)
  • Profi-Analyse: 300-500 Euro (mit Bewertung durch Sachverständigen)

Rechtliche Aspekte

Datenschutz und Transparenz

Nicht alle Informationen sind öffentlich zugänglich:

  • Öffentliche Daten: Rückrufe, Diebstahlmeldungen
  • Beschränkter Zugang: Schadensdatenbanken nur für Berechtigte
  • Einverständnis erforderlich: Bei manchen Prüfungen Zustimmung des Verkäufers nötig

Verkäuferpflichten

Verkäufer haben bestimmte Aufklärungs- und Mitwirkungspflichten:

  • Arglistige Täuschung: Verschweigen bekannter Schäden ist strafbar
  • Mitwirkungspflicht: Seriöse Verkäufer ermöglichen Prüfungen
  • Dokumentation: Reparaturnachweise sollten vorgelegt werden

DIY vs. Professionelle Prüfung

Selbst durchführen

Vorteile:

  • Geringere Kosten
  • Sofortige Ergebnisse
  • Lerneffekt für zukünftige Käufe

Nachteile:

  • Begrenzter Zugang zu allen Datenbanken
  • Risiko der Fehlinterpretation
  • Zeitaufwand

Professionelle Prüfung

Vorteile:

  • Zugang zu allen relevanten Datenbanken
  • Professionelle Bewertung der Befunde
  • Rechtssicherheit
  • Zeitersparnis

Nachteile:

  • Höhere Kosten
  • Abhängigkeit von Dienstleister

Praktische Tipps für die Umsetzung

Vor der Besichtigung

  • Fordern Sie die VIN bereits im Vorfeld an
  • Führen Sie eine Basis-Prüfung durch
  • Bereiten Sie gezielte Fragen vor

Bei der Besichtigung

  • Konfrontieren Sie den Verkäufer mit gefundenen Einträgen
  • Fordern Sie Belege für Reparaturen
  • Prüfen Sie die VIN am Fahrzeug gegen Ihre Unterlagen

Nach der Prüfung

  • Bewerten Sie alle Befunde gemeinsam
  • Holen Sie bei kritischen Funden eine Zweitmeinung ein
  • Kalkulieren Sie mögliche Folgekosten in den Kaufpreis ein

Häufige Irrtümer und Mythen

  • Mythos: "Kein Eintrag bedeutet keine Schäden"
    Realität: Kleinere Schäden oder Privatreparaturen werden nicht erfasst
  • Mythos: "Unfallschäden sind immer problematisch"
    Realität: Fachgerecht reparierte Schäden können unproblematisch sein
  • Mythos: "Alle Datenbanken sind kostenlos zugänglich"
    Realität: Viele wichtige Datenbanken sind kostenpflichtig

Fazit: Investition in die Sicherheit

Eine gründliche Datenbankprüfung ist eine Investition in die Sicherheit Ihres Autokaufs. Die Kosten von 100-200 Euro können Sie vor Schäden in Höhe von mehreren tausend Euro bewahren. Besonders bei teureren Fahrzeugen oder bei Verdachtsmomenten sollten Sie nicht auf diese wichtige Prüfung verzichten.

Denken Sie daran: Transparenz ist ein Zeichen von Seriosität. Ein Verkäufer, der eine Datenbankprüfung verweigert oder behindert, sollte Sie misstrauisch machen.

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